KONDE - Kompetenznetzwerk Digitale Edition

Weißbuch

Informationsarchitektur TEI Download PDF Download

Bürgermeister, Martina; martina.buergermeister@uni-graz.at

Eine Informationsarchitektur ist dafür verantwortlich, dass das dargestellte Wissen Digitaler Editionen von Benutzerinnen und Benutzern verstanden werden kann. Jedes digitale Editionsprojekt kommt nach einem iterativen Designprozess zu einer Informationsarchitektur. Deren Informations- und Funktionsmuster sind ausschlaggebend für eine erfolgreiche User Experience.

Informationsarchitektur als Forschungsbereich beschäftigt sich mit der benutzerorientierten Aufbereitung von Inhalten. Sie hat sich aus einer Vielzahl von wissenschaftlichen Disziplinen entwickelt, wie Bibliothekswesen, Journalismus und Kommunikationswissenschaften. Zentral ist auch in diesen Disziplinen das Ordnen, Gruppieren, Sortieren und Präsentieren von Inhalten. In der Informationsarchitektur passiert das mit dem Ziel, zu einem besseren Verständnis des menschlichen Handelns und Denkens zu gelangen. Werden diese Einsichten auf die Struktur der Informationsressource übertragen und über das Interface kommuniziert, steht einer positiven User Experience nichts im Weg. (Garrett 2011, S. 78–105; Burkhard 2008; Ding/Lin 2010, S. 1-7)

Der Terminus ‘Informationsarchitektur’ wurde von dem Architekten Richard Saul Wurman (1997) Mitte der 1970er-Jahre eingeführt. Damals konzentrierte man sich der Bereich auf Informationsvisualisierung, erst Mitte der 1990er wurden Ordnungssysteme und -strukturen zum Schwerpunkt der Informationsarchitektur. (Resmini/Rosati 2012, 33–46) Eine breite Definition dieser Disziplin liefern Wei Ding und Xia Lin:

Information architecture is about organizing and simplifying information, designing, integrating and aggregating information spaces/systems; creating ways for people to find, understand, exchange and manage information; and, therefore, stay on top of information and make right decisions. […] Finally, the goal of IA design is not only to support people to find information but to manage and use information. (Ding/Lin 2010, S. 2)

Der Entwurf einer Informationsarchitektur für eine Informationsressource ist ein mehrstufiger, iterativer Prozess. Am Anfang stehen Nachforschungen zum Inhalt, zu Stakeholdern und zur Zielgruppe. Die Ergebnisse der Recherche führen zu einer Projektstrategie, die die Designphase einleitet. In der Designphase werden Architekturdiagramme und wireframes erstellt, die einen ersten Entwurf des User-Interface und notwendiger Metadaten sowie kontrollierter Vokabularien beinhalten. Danach werden die Entwürfe evaluiert. Die Evaluation sorgt für ein besseres Verstehen der Benutzerbedürfnisse und führt wiederum zum Redesign der Anwendung. (Ding/Lin 2010, S. 23–40) Gängige Techniken der Evaluation sind Clickstream-Analysen, die Entwicklung von Personas und Usabilitytests.

Literatur:

  • Burkhard, Remo Aslak. 2008. Informationsarchitektur. In: Kompendium Informationsdesign. Berlin, S. 303–320.
  • Ding, Wei; Lin, Xia. 2010. Information Architecture. The Design and Integration of Information Spaces.
  • Garrett, Jesse James. 2011. The Elements of User Experience: user-centered design for the Web and beyond.
  • Resmini, Andrea; Rosati, Luca. 2012. A Brief History of Information Architecture. In: Journal of Information Architecture 2, S. 33–46.
  • Rosenfeld, Louis; Morville, Peter. 2002. Information Architecture for the World Wide Web.
  • Wurman, Richard Saul. 1997. Information Architects.

Zitiervorschlag:

Bürgermeister, Martina. 2021. Informationsarchitektur. In: KONDE Weißbuch. Hrsg. v. Helmut W. Klug unter Mitarbeit von Selina Galka und Elisabeth Steiner im HRSM Projekt "Kompetenznetzwerk Digitale Edition". Aufgerufen am: . Handle: hdl.handle.net/11471/562.50.97. PID: o:konde.97