KONDE - Kompetenznetzwerk Digitale Edition

Weißbuch

Genetische Edition TEI Download PDF Download

Galka, Selina; selina.galka@uni-graz.at

Zum einen handelt es sich bei der Genetischen Edition um eine Editionsform, die sich auf die entstehungsgeschichtlichen Aspekte eines Textes oder Werkes konzentriert; zum anderen ist diese Art der Edition auch wesentlicher Bestandteil einer historisch-kritischen Edition. Man versucht dabei die Änderungen eines Textes chronologisch festzumachen und gleichzeitig auch zu klassifizieren, also festzustellen, ob es sich um Tilgungen, Einfügungen, Umstellungen etc. handelt. (Kamzelak 2018)

Wenn man sich mit der Entstehungsgeschichte eines Textes beschäftigt, kann das Interesse auf die Schreibprozesse des Autors fokussiert werden (vgl. critique génétique) oder auf die Entstehung und Veränderung des Textes selbst, wie es bei der historisch-kritischen Edition der Fall ist, und bei der am Ende oft ein edierter Text, eine Lesefassung, zur Verfügung gestellt wird. (Kamzelak 2018) Die Textgenese kann auf unterschiedlichen Ebenen betrachtet werden: auf der Makro-, Meso- und Mikroebene (vgl. auch Annotation: Textgenese). (Kamzelak 2018)

Wie die Umsetzung einer genetischen Edition aussieht, hängt vom Textbegriff ab, der ihr zugrunde gelegt wird – dabei kann es sich um einen ‘traditionellen’ Textbegriff handeln, der von einem intendierten Text ausgeht, wobei dieser dann neben einem Variantenapparat steht, oder um einen ‘dynamischen’ Textbegriff, der von Gunter Martens geprägt wurde und die unterschiedlichen Varianten eines Textes als zentral einstuft. (Kamzelak 2018) Im Endeffekt spielen die Varianten eines Textes bei der genetischen Edition eine große Rolle, was dazu führte, dass neue Form des Apparats entwickelt wurden, wie z. B. die Synopse. (Kamzelak 2018)

Die digitale Umsetzung einer genetischen Edition bietet mehrere Vorteile. Zunächst können die Varianten eines Textes dynamisch mit variablen Ansichten realisiert werden. Außerdem werden die Texte durch die Modellierung und Auszeichnung mit XML bzw. TEI maschinenlesbar, austauschbar und nicht zuletzt ergeben sich dadurch auch neue Auswertungsmöglichkeiten. Die TEI ermöglicht zudem auch die Auszeichnung von textgenetischen Zusammenhängen. (Kamzelak 2018)

Literatur:

  • Kamzelak, Roland S. Genetische Edition. URL: http://edlex.de/index.php?title=Genetische_Edition
  • Bosse, Anke; Fanta, Walter (Hrsg.). 2019. Textgenese in der digitalen Edition. Berlin.
  • Krüger, Katharina; Mengaldo, Elisabetta; Schumacher, Eckhard (Hrsg.). 2016. Textgenese und digitales Edieren. Wolfgang Koeppens "Jugend" im Kontext der Editionsphilologie. Berlin, Boston.
  • Zwerschina, Hermann. 2000. Variantenverzeichnung, Arbeitsweise des Autors und Darstellung der Textgenese. In: Text und Edition - Positionen und Perspektiven. Hg. von Rüdiger Nutt-Kofoth, Bodo Plachta, H.T.M. van Vliet und Hermann Zwerschina, S. 203–230.
  • Martens, Gunter; Zeller, Hans. 1998. Textgenetische Edition. Tübingen.
  • Zeller, Hans; Martens, Gunter (Hrsg.). 1971. Texte und Varianten. Probleme ihrer Edition und Interpretation. München.

Zitiervorschlag:

Galka, Selina. 2021. Genetische Edition. In: KONDE Weißbuch. Hrsg. v. Helmut W. Klug unter Mitarbeit von Selina Galka und Elisabeth Steiner im HRSM Projekt "Kompetenznetzwerk Digitale Edition". Aufgerufen am: . Handle: hdl.handle.net/11471/562.50.90. PID: o:konde.90