KONDE - Kompetenznetzwerk Digitale Edition

Weißbuch

Digitale Edition TEI Download PDF Download

Rieger, Lisa; lrieger@edu.aau.at

Eine Digitale Edition ist eine digitale, wissenschaftlich aufbereitete Ausgabe von literarischen oder historischen Texten, die als Quellen für weitere, vorwiegend geisteswissenschaftliche Forschungen einem möglichst breiten Nutzerkreis zur Verfügung gestellt werden. Während die zentrale Aufgabe einer kritischen Edition früher die Ermittlung des ursprünglichen Autortextes war, werden heute je nach Forschungsinteresse auch andere Zielsetzungen verfolgt, wie z. B. die Analyse des Entstehungsprozesses oder die Darstellung der Varianzbreite. Digitale Editionen unterscheiden sich von gedruckten Editionen u. a. durch das Wegfallen der Umfangsbegrenzung, ihre leichte Veränderbarkeit und die gesteigerten Möglichkeiten der Vernetzung von Informationen. (Jannidis/Kohle/Rehbein 2017, S. 237–240)

Die neu entstandenen Möglichkeiten der Datenaufbereitung und -darstellung haben auch zu Kritik an Digitalen Editionen geführt. Klassische Editionswissenschaftlerinnen und Editionswissenschaftler fürchteten, dass Digitale Editionen aufgrund eines zu einseitigen Fokus auf innovativen Technologien und durch die Art der digitalen Präsentation ihre inhaltliche Qualität einbüßen könnten. Dementsprechend ist es gerade bei großen Datenmengen und auf Algorithmen basierenden Analysen wichtig, die methodologischen Ansätze der traditionellen Editionswissenschaften und Textkritik zu beachten und zu verstehen. (Earhart 2012, S. 24 ff.)

In Österreich wird derzeit in den Aufbau einer nachhaltigen Infrastruktur für Digitale Editionen investiert, was u. a. der aktuelle Strategieplan der Österreichischen Nationalbibliothek (Österreichische Nationalbibliothek o. J.) und die Förderung des Kompetenznetzwerks Digitale Edition (KONDE) erkennen lassen. Durch die Schaffung einer gemeinsamen, auf Modulen basierenden technischen Basis am Zentrum für Informationsmodellierung der Universität Graz sollen die Standardkomponenten ohne größeren Aufwand von einer Vielzahl von unterschiedlichen Editionen genutzt werden können und so Ressourcen gespart werden. (Fritze 2019, S. 435–438)

Literatur:

  • Assmann, Bernhard. 1996. Digitale Edition im Internet, oder: Hätte Ranke einen Scanner benutzt. In: Historical Social Research/Historische Sozialforschung 21, S. 136–139.
  • Earhart, Amy E. 2012. The Digital Edition and the Digital Humanities. In: Textual Cultures 7 (1), S. 18–28.
  • Jannidis, Fotis; Kohle, Hubertus. 2017. Digital Humanities. Eine Einführung. Mit Abbildungen und Grafiken Digital Humanities. Stuttgart.
  • Fritze, Christiane. 2019. Wohin mit der digitalen Edition? Ein Beitrag aus der Perspektive der Österreichischen Nationalbibliothek. In: Bibliothek - Forschung und Praxis 43 (3), S. 432–440.
  • Kamzelak, Roland. 1999. Hypermedia - Brauchen wir eine neue Editionswissenschaft. In: Computergestützte Text-Edition. Beihefte zu Editio 12. Hrsg. von Roland Kamzelak, S. 119–126.
  • Österreichische Nationalbibliothek. Digitale Editionen an der Österreichischen Nationalbibliothek. URL: https://edition.onb.ac.at/start/o:ode.home/methods/sdef:TEI/get
  • Sahle, Patrick. 2013. Digitale Editionsformen. Zum Umgang mit der Überlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels. Teil 1: Das typografische Erbe. Norderstedt.
  • Sahle, Patrick. 2013. Digitale Editionsformen. Zum Umgang mit der Überlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels. Teil 2: Befunde, Theorie und Methodik. Norderstedt.
  • Sahle, Patrick. 2013. Digitale Editionsformen. Zum Umgang mit der Überlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels. Teil 3: Textbegriffe und Recodierung. Norderstedt.

Zitiervorschlag:

Rieger, Lisa. 2021. Digitale Edition. In: KONDE Weißbuch. Hrsg. v. Helmut W. Klug unter Mitarbeit von Selina Galka und Elisabeth Steiner im HRSM Projekt "Kompetenznetzwerk Digitale Edition". Aufgerufen am: . Handle: hdl.handle.net/11471/562.50.59. PID: o:konde.59