Hinkelmanns, Peter; peter.hinkelmanns@sbg.ac.at / Zeppezauer-Wachauer, Katharina; katharina.wachauer@sbg.ac.at
Die Mittelhochdeutsche Begriffsdatenbank (MHDBDB) (Zeppezauer-Wachauer/Hinkelmanns/Schmidt 1992), ein Teil des Interdisziplinären Zentrums für Mittelalter und Frühneuzeit (IZMF) der Universität Salzburg, ist ein seit den 1970er-Jahren betriebenes und beständig erweitertes Recherchetool für das Mittelhochdeutsche, das auf der Grundlage Digitaler Editionen aufgebaut ist. Kernelemente sind eine komplexe Suchmaschine und ein onomasiologisches Wörterbuch, in dem mittels eines Begriffssystems Bedeutungen von Wortartikeln beschrieben werden, deren Vorkommen im Korpus dann auf diese Lemmata und die entsprechende im Kontext gültige Bedeutung bezogen werden. Die MHDBDB stellt somit ein umfassendes sprach- und literaturwissenschaftliches Werkzeug dar.
Für ihren Relaunch (ab 2021) setzt die MHDBDB auf ein Datenmodell basierend auf unterschiedlichen Semantic Web-Technologien, wie RDF-Vokabularen und Ontologien, sowie auf TEI zur Kodierung der Korpustexte. TEI-Texte können im Stand off-Verfahren beliebig mit Linked Open Data verknüpft werden. Annotationen wie etwa Part of Speech (PoS) oder Phrasen- und Satzstrukturen werden direkt auf die Tokens der Texte bezogen. Die Vernetzung zwischen RDF- und TEI-Daten erfolgt mittels Web Annotation Vocabulary. (Sanderson/Ciccarese/Young 2017) Das Begriffssystem wird als hierarchischer Thesaurus mit dem Simple Knowledge Organization System (SKOS) (Miles/Bechhofer 2009) beschrieben, Wortartikel werden nach den Vorgaben des OntoLex-Lemon-Lexicography-Modules (Bosque-Gil/Gracia 2019) kodiert. Weitere genutzte Ontologien bzw. Vokabulare sind BibFrame 2.0 (Bibliographic Framework Initiative 2019) und die GND Ontology (Haffner 2019).
Normdaten z. B. der Gemeinsamen Normdatei (GND) (Gemeinsame Normdatei 2019) und Wikidata (Wikidata 2019) werden in der MHDBDB nachgenutzt, um den Nutzerinnen und Nutzern bessere Zugriffsmöglichkeiten auf das Datenmaterial zu ermöglichen. Die Vernetzung mit Metadatenrepositorien ermöglicht das wechselseitige Anreichern der Daten.
Sämtliche MHDBDB-Daten werden ab 2021 unter einer Creative Commons-Lizenz (voraussichtlich CC BY-NC-SA 3.0 AT) mittels des für den Betrieb erforderlichen universitären Infrastruktur-Repositoriums dhPLUS bereitgestellt. Einen Überblick über die mittelhochdeutsche Lexikographie im Semantic Web und eine ausführlichere Beschreibung des Datenmodells bietet Hinkelmanns 2019.
Literatur:
- Bibliographic Framework Initiative. URL: http://www.loc.gov/bibframe/
- Bosque-Gil, Julia; Gracia, Jorge. The OntoLex Lemon Lexicography Module. URL: https://www.w3.org/2019/09/lexicog/
- Gemeinsame Normdatei. URL: https://www.dnb.de/gnd
- Haffner, Alexander. GND Ontology. URL: https://d-nb.info/standards/elementset/gnd
- Hinkelmanns, Peter. 2019. Mittelhochdeutsche Lexikographie und Semantic Web. Die Anbindung der ‚Mittelhochdeutschen Begriffsdatenbank‘ an Linked Open Data. In: Das Mittelalter 24, S. 129–141.
- Hinkelmanns, Peter; Zeppezauer-Wachauer, Katharina. ez ist ein wârheit, niht ein spel, daz netze was sinewel. Die MHDBDB im Semantic Web. In: In Bamberger interdisziplinäre Mittelalterstudien. IN PRESS. Hrsg. von Ingrid Bennewitz und Martin Fischer.
- Miles, Alistair; Bechhofer, Sean. SKOS Simple Knowledge Organization System Reference. URL: http://www.w3.org/TR/skos-reference
- Sanderson, Robert; Ciccarese, Paolo; Young, Benjamin. Web Annotation Vocabulary. URL: https://www.w3.org/TR/annotation-vocab/
- Wikidata. URL: http://www.wikidata.org
- Mittelhochdeutsche Begriffsdatenbank (MHDBDB). URL: http://www.mhdbdb.sbg.ac.at/