KONDE - Kompetenznetzwerk Digitale Edition

Weißbuch

Digitale Musikedition TEI Download PDF Download

Galka, Selina; selina.galka@uni-graz.at

Unter dem Begriff ‘Digitale Musikedition’ können unterschiedliche Varianten von Editionen verstanden werden:

Johannes Kepper unterschied 2011 im Hinblick auf die bis dahin verfügbaren Editionen und Projekte zwischen “elektronischen Editionen”, die bereits bestehende Inhalte in das digitale Medium bringen und die technischen Möglichkeiten wie Suchfunktion, Verlinkung, Sortierung oder flexiblere Präsentationsmöglichkeiten nutzen (vgl. dazu auch Hybridedition), und “Digitalen Editionen”, die als born-digital verstanden werden können und auf Musikcodierung, Notentext- und Quellenabbildungen zurückgreifen. Diese Art von Digitalen Editionen ließ sich bisher vor allem im Bereich der älteren Musik sehr gut umsetzen, da der Zeichenvorrat zu dieser Zeit noch begrenzt war. (Kepper 2011, S. 167ff. und Glossar aus dem Projekt ‘Beethovens Werkstatt’: Digitale Musikedition)

Die heute verbreiteten Codierungsysteme für Musikeditionen sind MusicXML und MEI (Music Encoding Initiative). MEI wird in Anlehnung an die TEI seit 1999 von Perry Roland entwickelt und legt den Fokus auf westeuropäische Kunstmusik; MusicXML wurde von Michael Good entworfen (2004) und dient ebenfalls der Codierung moderner westlicher Notenschrift.

Die Digitale Musikedition orientiert sich zwar an den digitalen Editionstechniken der Textwissenschaften, allerdings unterscheidet sich die Edition von Notentext doch in einem wesentlichen Aspekt: Das musikalische Zeichensystem ist teilweise durch starke Doppel- und Mehrdeutigkeiten geprägt und schon allein der Notentext nur eine schriftliche Repräsentation des Klangereignisses und defizitär. (Veit 2005, S. 11–14)

Musikeditionen können grundsätzlich zwei Schwerpunkte haben: einerseits die wissenschaftliche Ausgabe, also beispielsweise Darstellung der Varianten, andererseits spielt aber auch der Praxisbezug eine große Rolle, z. B. die Möglichkeit der Ausgabe von nur einzelnen, ausgewählten Stimmen, MIDI-Wiedergabe, Transposition, Metronom oder Notengenerierung (z. B. als PDF). Digitale Musikeditionen, die diese Möglichkeiten ausschöpfen und auf codierten Quellen basieren, sind bisher nur zum Teil vorhanden.

Literatur:

  • Kepper, Johannes. 2011. Musikedition im Zeichen neuer Medien. Historische Entwicklung und gegenwärtige Perspektiven musikalischer Gesamtausgaben Musikedition im Zeichen neuer Medien. Norderstedt. URL: https://kups.ub.uni-koeln.de/6639/.
  • Acquavella-Rauch, Stefanie. 2018. (Musik)Edition im ›digitalen Zeitalter‹ – Versuch einer Verortung konzeptioneller und struktureller Veränderungen. In: Beitragsarchiv des Internationalen Kongresses der Gesellschaft für Musikforschung. »Wege der Musikwissenschaft« - 2016 Stand und Perspektiven musikwissenschaftlicher Digital-Humanities-Projekte. Hrsg. von Gabriele Buschmeier und Klaus Pietschmann. Mainz.
  • Emans, Reinmar; Krämer, Ulrich (Hrsg.). 2015. Musikeditionen im Wandel der Geschichte. Berlin, Boston.
  • Veit, Joachim. 2005. Musikwissenschaft und Computerphilologie – eine schwierige Liaison. In: Jahrbuch für Computerphilologie 7, S. 67–92.
  • Veit, Joachim. 2008. Digitale Edition zwischen Experiment und Standardisierung. Internationale Tagung im Heinz-Nixdorf-Museums-Forum Paderborn, 6.-8. Dezember 2007. In: editio 22, S. 232–240.
  • Veit, Joachim. 2013. Digitale Edition und Noten-Text. Vermittlungs- und Erkenntnisfortschritt. In: Im Dickicht der Texte. Editionswissenschaft als interdisziplinäre Grundlagenforschung, hg. v. Gesa Dane, Jörg Jungmayr u. Marcus Schotte, S. 233–266?.
  • Veit, Joachim. 2015. Musikedition 2.0: Das 'Aus' für den Edierten Notentext. In: editio 29, S. 70–84.
  • Music Encoding Initiative. URL: https://music-encoding.org
  • Glossar aus dem Projekt "Beethovens Werkstatt": Digitale Musikedition. URL: https://beethovens-werkstatt.de/glossary/digitale-musikedition/

Zitiervorschlag:

Galka, Selina. 2021. Digitale Musikedition. In: KONDE Weißbuch. Hrsg. v. Helmut W. Klug unter Mitarbeit von Selina Galka und Elisabeth Steiner im HRSM Projekt "Kompetenznetzwerk Digitale Edition". Aufgerufen am: . Handle: hdl.handle.net/11471/562.50.139. PID: o:konde.139