KONDE - Kompetenznetzwerk Digitale Edition

Weißbuch

Hybridedition: Definition und Motivation TEI Download PDF Download

Wallnig, Thomas; thomas.wallnig@univie.ac.at

Als Hybridedition wird eine editorische Mischform bezeichnet, die sich in zwei grundlegenden Formen artikulieren kann: als Ergänzung analoger durch digitale Materialien und als Kombination derselben. (Sahle 2013, S. 61–62)

Der erste Fall meint die Ergänzung einer Publikation in Buchform durch umfangreicheres digital verfügbar gemachtes Material – etwa Bilder, ergänzende Kommentare, Volltexte und alles dasjenige, was nicht in die Druckversion aufgenommen wird. Der zweite Fall meint eine Kombination aus Druckausgabe und inhaltlich exakt entsprechender digitaler Publikation.

Die Motivationen und Anwendungsfälle sind unterschiedlich. Szenarien, die eine Ergänzung analoger durch digitale Materialien nahelegen, sind etwa:

  • Editionsvorhaben besonders im literaturwissenschaftlichen Bereich (wie Werkausgaben), bei denen einer digital konzipierten kritischen Edition für wissenschaftliche Zwecke eine leserinnen- und leserfreundliche Druckausgabe zur Seite gestellt werden soll;
  • Editionsvorhaben besonders im historischen Bereich, bei denen die Gesamtfülle an bearbeitetem Material und/oder dessen Beschaffenheit (etwa Bilder) gegen eine vollständige Wiedergabe im Druck sprechen;
  • Editionsvorhaben, bei denen aus inhaltlichen Gründen eine Auswahl relevanter Abschnitte für die Drucklegung getroffen werden soll;
  • Editionsvorhaben, bei denen Teile urheberrechtlich geschützt und daher nicht digital reproduzierbar sind.

Der zweite Anwendungsfall der Kombination hingegen kann in spezifischen institutionellen Konstellationen plausibel werden, etwa wenn eine Edition in einer Reihe erscheinen soll, die weiterhin auch eine Ausgabe in Druckform anstrebt.

In beiden Fällen ist auf das Zusammenwirken der Editorinnen und Editoren mit Repositorium, Verlag und gegebenenfalls Reihenherausgeber und Fördergeber zu achten.

Literatur:

  • Knobloch, Eberhard. 2016. Editionen in der Wissenschaftsgeschichte: A. von Humboldt – G.W. Leibniz. URL: https://digigeist.hypotheses.org/tag/hybridedition.
  • Kocher, Ursula. 2019. Vom Nutzen der Hybridedition. In: editio 33, S. 82–93.
  • Sahle, Patrick. 2013. Digitale Editionsformen. Zum Umgang mit der Überlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels. Teil 2: Befunde, Theorie und Methodik. Norderstedt.

Zitiervorschlag:

Wallnig, Thomas. 2021. Hybridedition: Definition und Motivation. In: KONDE Weißbuch. Hrsg. v. Helmut W. Klug unter Mitarbeit von Selina Galka und Elisabeth Steiner im HRSM Projekt "Kompetenznetzwerk Digitale Edition". Aufgerufen am: . Handle: hdl.handle.net/11471/562.50.138. PID: o:konde.138