KONDE - Kompetenznetzwerk Digitale Edition

Weißbuch

Kollaboration TEI Download PDF Download

Bürgermeister, Martina; martina.buergermeister@uni-graz.at / Klug, Helmut W.; helmut.klug@uni-graz.at

Geisteswissenschaftliche Fächer zählen traditionell zu jenen Disziplinen, in denen überwiegend Einzelforschung praktiziert wird. Anders ist es in den digitalen Geisteswissenschaften, in denen es eine hohe Bereitschaft zur Kollaboration gibt. Das zeigen die vielen Beiträge kollaborativer Projekte bei den jährlichen Konferenzen zu den Digital Humanities im deutschsprachigen Raum (DHD). Kollaborativ geforscht wird, wenn die Aufgaben inhaltlich zu umfangreich sind oder es für eine Einzelperson unmöglich ist, diese innerhalb eines vernünftigen Zeitrahmens zu lösen. Kollaborationen bieten sich besonders für das Erstellen von Digitalen Editionen an, wenn die Quellentexte sehr umfangreich oder verstreut vorliegen oder wenn unterschiedliche Blickwinkel auf das Material aufgearbeitet werden sollen und wenn diese Vielfalt in der Präsentation dargestellt werden soll.

Laut Chirag Shah (2010) besteht Kollaboration aus mehreren Komponenten: communication, contribution, coordination, cooperation. Demnach ist die Kooperation eine Vorstufe zur Kollaboration. In einer Kooperation finden sich verschiedene Personen mit ähnlichen Interessen zusammen und beteiligen sich an der gemeinsamen Nutzung von Ressourcen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. (Shah 2010, S. 5-6) Ein Beispiel für kooperatives Arbeiten ist die Annotation von Texten, die von mehreren Forschenden gemeinsam umgesetzt wird. Das Annotieren kann aber auch kollaborativ ausgeführt werden (Jacke 2018; Meister 2012), was die Editionsform der Social Edition zeigt. Denn Kollaboration ist jener Prozess, durch den Parteien verschiedene Aspekte eines Problems kennenlernen, indem bewusst Betrachtungsunterschiede zugelassen werden, aber gemeinsam nach Lösungen gesucht wird, die die Grenzen der Einzelvorstellungen überschreiten. (Chrislip/Larson 1994, S. 5; Gray 1989) Eine kollaborative Lösung liegt dann vor, wenn das Ganze mehr ist als die Summe aller Beiträge. (Shah 2010, S. 6)

Eine wichtige Rolle bei der Umsetzung von Digitalen Editionen spielen kollaborative Werkzeuge, wie zum Beispiel Metadatenstandards, kontrollierte Vokabularien und Ontologien, weil sie den Austausch (contribution, cooperation) durch ihre Standardisierungen Unmissverständlichkeit herstellen, was die Grundlage eines problemlosen kollaborativen Austausches ist. Die TEI bietet, in ihrer besonderen Stellung innerhalb von digitalen Editionsprojekten, durch die Möglichkeit der TEI-Customization ein weiteres kooperatives Werkzeug. (Flanders 2012) Mehrere Aspekte der Kollaboration lassen sich durch Filehosting- und Versionskontrollsysteme (z. B. GoogleDocs, Github) abdecken. Sie ermöglichen nicht nur das Koordinieren von Arbeitsprozessen, sondern unterstützen aktiv kollaboratives Schreiben.

Literatur:

  • Vogeler, Georg. 2011. Das Verhältnis von Archiven und Diplomatik im Netz. Von der archivischen zur kollaborativen Erschließung. In: Digitale Urkundenpräsentationen. Beiträge zum Workshop in München, 16. Juni 2010. Hrsg. von Joachim Kemper und Georg Vogeler. Norderstedt, S. 61–82.
  • Burr, Elisabeth. DHD 2016. Modellierung, Vernetzung, Visualisierung. Konferenzabstracts.. URL: http://dhd2016.de/.
  • 2015. DHd2015. Von Daten zu Erkenntnissen 23. bis 27. Feburar 2015, Graz. URL: http://gams.uni-graz.at/o:dhd2015.abstracts-gesamt.
  • 2017. Konferenzabstracts. DHd2017 Bern. Digitale Nachhaltigkeit. 13.-18. Februar 2017. URL: http://www.dhd2017.ch/wp-content/uploads/2017/03/Abstractband_def3_März.pdf.
  • Jannidis, Fotis; Kohle, Hubertus; Rehbein, Malte (Hrsg.). 2017. Digital Humanities. Eine Einführung. Stuttgart. URL: https://doi.org/10.1007%2f978-3-476-05446-3.
  • Deegan, Marilyn; McCarty, Willard. 2011. Collaborative research in the digital humanities. A volume in honour of Harold Short, on the occasion of his 65th birthday and his retirement, September 2010. Farnham, Surrey, England; Burlington, VT, USA.
  • Nowviskie, Bethany. 2011. Where Credit Is Due: Preconditions for the Evaluation of Collaborative Digital Scholarship. In: Profession 2011, S. 169–181.
  • Rehbein, Malte. 2008. The transition from classical to digital thinking. Reflections on Tim McLoughlin, James Barry and collaborative work. In: Jahrbuch für Computerphilologie 10, S. 55–67.
  • Robinson, Peter. 2017. Some principles for the making of collaborative scholarly editions in digital form. In: Digital Humanities Quarterly 11.
  • Pierazzo, Elena. 2015. Digital scholarly editing: theories, models and methods. Farnham. URL: http://hal.univ-grenoble-alpes.fr/hal-01182162.
  • Chrislip, David D; Larson, Carl E. 1994. Collaborative Leadership: How Citizens and Civic Leaders Can Make a Difference.
  • Gray, Barbara. 1989. Collaborating: Finding Common Ground for Multiparty Problems. San Francisco.
  • Flanders, Julia. 2012. Collaboration and Dissent: Challenges of Collaborative Standards for Digital Humanities. In: Collaborative Research in the Digital Humanities. Hrsg. von Marilyn Deegan und Willard McCarty. Farnham, Surrey, England, S. 67–80.
  • Jacke, Janina. Kollaboratives literaturwissenschaftliches Annotieren. URL: https://fortext.net/routinen/methoden/kollaboratives-literaturwissenschaftliches-annotieren
  • Meister, Jan-Christoph. 2012. Crowd Sourcing ‘True Meaning’: A Collaborative Markup Approach to Textual Interpretation. In: Collaborative Research in the Digital Humanities. Hrsg. von Marilyn Deegan und Willard McCarty. Farnham, Surrey, England, S. 105–122.
  • Shah, Chirag. 2010. Collaborative Information Seeking. In: Advances in Librarianship 32, S. 3-33.

Zitiervorschlag:

Bürgermeister, Martina; Klug, Helmut W. 2021. Kollaboration. In: KONDE Weißbuch. Hrsg. v. Helmut W. Klug unter Mitarbeit von Selina Galka und Elisabeth Steiner im HRSM Projekt "Kompetenznetzwerk Digitale Edition". Aufgerufen am: . Handle: hdl.handle.net/11471/562.50.104. PID: o:konde.104