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Weißbuch

Kodikologie TEI Download PDF Download

Rieger, Lisa; lrieger@edu.aau.at

Die Kodikologie beschäftigt sich mit mittelalterlichen Codices und deckt sich dabei weitgehend mit der historischen Handschriftenkunde. (Schneider 2014, S. 103) Ihre materialwissenschaftliche Ausrichtung, die im Gegensatz zur inhaltlichen Orientierung anderer geisteswissenschaftlicher Disziplinen steht (Schneider 2016), hilft dabei, ein Verständnis für die Traditionen und Hintergründe von Dokumenten aus jener Zeit zu entwickeln, das im Weiteren für eine sinnvolle Auswertung der Daten nötig ist. (Hodel/Nadig 2019, S. 142) Zu den wichtigsten Forschungsgegenständen der Kodikologie zählen das Verfahren der Herstellung, die Herkunft und Geschichte bzw. Provenienz einer Handschrift, die Untersuchung von Textgemeinschaften sowie die Suche nach möglichen Fragmenten, die nicht zum eigentlichen bzw. ursprünglichen Text gehören. Dabei steht die Kodikologie in engem Austausch mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen, wie der Paläographie, der Inkunabelkunde, der Wasserzeichenkunde sowie naturwissenschaftlichen Methoden zur Analyse des Materials. (Schneider 2016)

Die ersten Editoren, die sich eingehend mit diesem Gebiet beschäftigten, waren F. H. von der Hagen, K. Lachmann und die Brüder Grimm. (Schneider 2014, S. 3) Stärker als im deutschsprachigen Gebiet wurde die Forschung auf dem Gebiet der Kodikologie in den letzten Jahrzehnten in Frankreich, Belgien und den Niederlanden betrieben. (Schneider 2014, S. 104)

In Zeiten der Digitalisierung kommen auch für Kodikologinnen und Kodikologen neue Aufgabenbereiche hinzu: sämtliche digitalisierte und online-gestellte Kataloge müssen auch stets den modernen Standards entsprechen, welche eine „kodikologische Beschreibung auf Basis des materiellen Befundes der Handschrift“ (Kranich-Hofbauer 2010, S. 320) und auch neue Fragestellungen berücksichtigen müssen. (Kranich-Hofbauer 2010, S. 320) Durch die Erfassung von Handschriftenbeständen in Datenbanken wächst auch die Bedeutung der Kodikologie, da durch genaue Beschreibungen und digitale Reproduktionen Zusammenhänge auch ohne Einsicht in die tatsächliche Handschrift hergestellt werden können. (Wagner 2009, S. 6)

Techniken der Digitalen Edition können die kodikologische Forschung z. B. durch Metadaten, die Visualisierung von Handschriften oder in der Zurverfügungstellung von digitalen Bildern unterstützen.

Literatur:

  • Hodel, Tobias; Nadig, Michael. 2019. Grundlagen der Mediävistik digital vermitteln: 'Ad fontes', aber wie. In: Das Mittelalter 24.
  • Kranich-Hofbauer, Karin. 2010. Zusammengesetzte Handschriften - Sammelhandschriften. Materialität - Kodikologie - Editorik. In: Materialität in der Editionswissenschaft. Hrsg. von Martin Schubert, S. 309–321.
  • Schneider, Daniel. Station 1: Einführung in die Kodikologie. URL: http://dhmuseum.uni-trier.de/node/329
  • Schneider, Karin. 2014. Paläographie und Handschriftenkunde für Germanisten. Eine Einführung Paläographie und Handschriftenkunde für Germanisten. Berlin, Boston. URL: https://www.degruyter.com/view/title/304681?tab_body=toc.
  • Wagner, Bettina. 2009. Handschriftenerschließung in Deutschland. Vom gedruckten Katalog zum Informationssystem. In: Das Mittelalter 14, S. 3-7.
  • Fischer, Franz; Fritze, Christiane [Hrsg; Vogeler, Georg [Hrsg. 2011. Kodikologie und Paläographie im digitalen Zeitalter 2 - Codicology and Palaeography in the Digital Age 2. Norderstedt. URL: http://kups.ub.uni-koeln.de/4337/.
  • Duntze, Oliver; Schaßan, Torsten; Vogeler, Georg. 2015. Kodikologie und Paläographie im digitalen Zeitalter 3. Norderstedt.
  • 2017. Kodikologie und Paläographie im digitalen Zeitalter 4. Norderstedt.

Zitiervorschlag:

Rieger, Lisa. 2021. Kodikologie. In: KONDE Weißbuch. Hrsg. v. Helmut W. Klug unter Mitarbeit von Selina Galka und Elisabeth Steiner im HRSM Projekt "Kompetenznetzwerk Digitale Edition". Aufgerufen am: . Handle: hdl.handle.net/11471/562.50.103. PID: o:konde.103