Im KONDE-Projekt, das aus Hochschulraumstrukturmitteln finanziert wird, beschäftigten sich sieben universitäre Partner und drei weitere Einrichtungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit theoretischen und praktischen Aspekten der Digitalen Edition. Ein Outcome des Projektes stellt das Weißbuch dar, welches über 200 Artikel zum Thema Digitale Edition umfasst. Die behandelten Themenkomplexe reichen dabei über Digitale Editionswissenschaft im Allgemeinen, Annotation und Modellierung, Interfaces, Archivierung und Metadaten bis hin zu rechtlichen Aspekten.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Konstanze Fliedl
(Projektleitung), Ingo Börner, Anna Lindner, Marina Rauchenbacher, Isabella
Schwentner
Institution: ACDH-ÖAW; Universität Wien –
Institut für Germanistik
Fördergeber: FWF (P 30513)
Webseiten:
https://www.univie.ac.at/germanistik/projekt/arthur-schnitzler-fruehwerk-3/,
https://www.oeaw.ac.at/de/acdh/projects/arthur-schnitzler-fruehwerk/,
https://schnitzler-werke.acdh-dev.oeaw.ac.at/
Bis 2011 existierte von den Werken Arthur Schnitzlers keine historisch-kritische
Ausgabe. Dies liegt einerseits an seiner unleserlichen Handschrift (vgl. Fliedl
2017, S. 144) und andererseits an der komplizierten Nachlass-Situation: 1938, beim
‚Anschluss‘ an Hitlerdeutschland, waren seine hinterlassenen Papiere nach
Cambridge in Sicherheit gebracht worden. Während die privaten Teile des Nachlasses
(v. a. das Tagebuch und die Korrespondenzen) im Deutschen Literaturarchiv in
Marbach aufbewahrt werden, befinden sich die Werkmanuskripte nach wie vor
großteils an der University Library in Cambridge. Andere
Teile des Nachlasses liegen verstreut in Institutionen, wie etwa in Exeter, Genf
und Jerusalem. Eine historisch-kritische Ausgabe blieb daher lange ein Desiderat,
zumal die im Fischer-Verlag erschienenen Lesetexte aufgrund verschiedene
Korrektur- und Bearbeitungsvorgänge äußerst unzuverlässig sind.
In zwei FWF-Vorgängerprojekten Arthur Schnitzler – Kritische
Edition (Frühwerk) I und II (2010–2018) erschienen mittlerweile elf
Ausgaben im de Gruyter Verlag: Lieutenant Gustl (2011), Anatol und Sterben (2012), Liebelei (2014), Frau Bertha Garlan
(2015), Die Frau des Weisen, Die Toten
schweigen und Ein Abschied (jeweils 2016), Ein Ehrentag (2017), Blumen (2018)
sowie Reigen (2019). Die beiden Einakter Der grüne Kakadu und Paracelsus sind derzeit in
Vorbereitung zum Druck.
Bereits ab der zweiten Projektphase wurden die Daten entsprechend den
TEI-Richtlinien bearbeitet; der Satz des Drucktextes erfolgte mittels LaTeX. Für
die Darstellung der Transkriptionen der Handschriften wurde ein XML-Zwischenformat
entwickelt, das einen Import nach Adobe Indesign
ermöglichte. Das derzeit laufende Projekt Arthur Schnitzler –
Kritische Edition (Frühwerk) III zielt auf eine Umstellung zur
Hybridausgabe, welche anhand des Bandes Blumen erprobt
wurde (vgl. Börner u. Schwentner 2019).
Blumen weist eine komplexe Entstehungsgeschichte auf, die
sich vor allem durch eine weitreichende Umordnung des Textmaterials auszeichnet.
Die genetische Abfolge der Niederschrift wurde rekonstruiert und in der gedruckten
Edition als fortlaufender Text zusätzlich wiedergegeben. Um die spezifische
Entstehungsgeschichte von Blumen und damit die
makrogenetischen Prozesse besser nachvollziehbar zu machen, bot sich eine digitale
Edition an. Daher wurde zunächst das Datenmodell für die Edition in Hinblick auf
eine digitale Darstellung der Textgenese überarbeitet und erlaubt nun eine
Verknüpfung von handschriftlich vorliegenden Textstufen und Drucktext auf
Segment-Ebene.
Für die Transkription des handschriftlichen Materials kommt die Software Transkribus zum Einsatz, die es ermöglicht, die
Transkriptionen in der Webdarstellung mit den digitalen Faksimiles auf Basis von
ermittelten Bildkoordinaten zu verknüpfen und für eine Web-Darstellung basierend
auf der XML-Datenbank eXist-db aufzubereiten. Darüber
hinaus wird in der digitalen Komponente eine Möglichkeit zur semantischen
Annotation, vor allem der im Kommentar vorkommenden Personen, Orte und Texte,
ausgeschöpft. Diese sollen mit entsprechenden Normdaten und Daten aus anderen
Schnitzler-Projekten verknüpft werden. Dementsprechend ist im Rahmen der derzeit
in Arbeit befindlichen Edition zum Stück Der einsame Weg
ein Datenaustausch mit der in Cambridge entstehenden Edition von Professor Bernhardi vorgesehen, da sich die Entstehungsgeschichte der
beiden Texte anfänglich überschneidet.