Im KONDE-Projekt, das aus Hochschulraumstrukturmitteln finanziert wird, beschäftigten sich sieben universitäre Partner und drei weitere Einrichtungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit theoretischen und praktischen Aspekten der Digitalen Edition. Ein Outcome des Projektes stellt das Weißbuch dar, welches über 200 Artikel zum Thema Digitale Edition umfasst. Die behandelten Themenkomplexe reichen dabei über Digitale Editionswissenschaft im Allgemeinen, Annotation und Modellierung, Interfaces, Archivierung und Metadaten bis hin zu rechtlichen Aspekten.
Der Begriff der Nachhaltigkeit, der vorwiegend im Zusammenhang mit ökologischen Themen verwendet wird, erhält im Kontext des ‘Digitalen’ eine erweiterte Bedeutung und meint den bewussten Umgang mit digitalen Ressourcen, die dann nachhaltig verwaltet werden, wenn ihr Nutzen für die Gesellschaft maximiert wird, sodass die digitalen Bedürfnisse gegenwärtiger und zukünftiger Generationen gleichermaßen erfüllt bleiben.
Digitale Ressourcen in diesem Sinn repräsentieren (a) Wissensprodukte und kulturelle Artefakte, die als Text, Bild, Audio, Video oder Software digital vorliegen und deren digitale Repräsentationen (b) transparente Strukturen aufweisen, (c) durch semantische (Meta-)Daten erschlossen und (d) gegen Datenverlust redundant an verschiedenen Orten gespeichert sind.
Digitale Nachhaltigkeit ist somit auch ein wichtiger Faktor in der Akzeptanz des ‘digitalen Weges’ in der Fachcommunity der Editorinnen und Editoren. Schwierig macht die Erfüllung dieser Maxime eine vorwiegend durch kommerzielle Interessen bestimmte Grundcharakteristik der Informationstechnologie: der ständige Wandel, das ständig Neue als bestimmende Prämisse der technologischen Entwicklung. Sie erfordert spezifische Strategien in der Konzeption von nachhaltigen Langzeitstrategien für die Virtualisierung des kulturellen Erbes, dem natürlich auch Editionen zuzurechnen sind.
Wichtige Pfeiler einer solchen digitalen Nachhaltigkeitsstrategie sind die Verwendung von (a) offenen, dokumentierten, gleichermaßen maschinen- und menschenlesbaren (Meta-)Datenformaten, (b) offene Daten und Inhalte, (c) die Verwendung von offener und freier Software (open source) für die Prozessierung dieser Daten (vgl. auch die Open Definition der Open Knowledge Foundation) und (d) nötige technische und institutionelle Infrastrukturen, die sich der Kuration des digitalen Kulturerbes unter sich ständig ändernden technologischen Bedingungen annehmen und die idealerweise im Umfeld der klassischen Gedächtnisinstitutionen angesiedelt sind.
Zur Speicherung von Textdaten hat sich mittlerweile das Schema der Text Encoding Initiative (TEI) als Quasi-Standard in den Geisteswissenschaften durchgesetzt. Zunehmend existieren auch standardisierte Vokabularien und Metadatenstandards zur systematischen Tiefenerschließung digitaler Objekte (z. B. RDF, SKOS, OWL). Lizenzmodelle regeln den Zugang und die Verwendung des digital vorliegenden Kulturerbes (z. B. Creative Commons). Eine Vielzahl von Open Source-Initiativen entwickelt Software, die sich als Basis für eine Nachhaltigkeitsstrategie für das Kulturerbe sehr gut eignen (z. B. FEDORA). Am wenigsten ausgeprägt sind noch institutionelle Trägerstrukturen, auch wenn hier über EU-Mittel geförderte, internationale Langzeit-Infrastrukturprojekte wie CLARIN oder DARIAH oder die Diskussion um eine nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) in der BRD wichtige Impulse für deren Etablierung liefern.