Mikrogenese (Fokus: Literaturwissenschaft – Bsp. Musil) Walter Fanta Artur R. Boelderl Projektleitung Helmut W. Klug Datenmodellierung Selina Galka Datenmodellierung Elisabeth Steiner Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz Austria Zentrum für Informationsmodellierung - Austrian Centre for Digital Humanities, Karl-Franzens-Universität Graz Austria GAMS - Geisteswissenschaftliches Asset Management System Creative Commons BY 4.0 2021 Graz o:konde.26 KONDE Weißbuch Projektleitung Helmut W. Klug Weißbuchartikel: Mikrogenese (Fokus: Literaturwissenschaft – Bsp. Musil) Walter Fanta Artur R. Boelderl Herausgegeben von Helmut W. Klug unter Mitarbeit von Selina Galka und Elisabeth Steiner 2021 Austria KONDE Weißbuch

Im KONDE-Projekt, das aus Hochschulraumstrukturmitteln finanziert wird, beschäftigten sich sieben universitäre Partner und drei weitere Einrichtungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit theoretischen und praktischen Aspekten der Digitalen Edition. Ein Outcome des Projektes stellt das Weißbuch dar, welches über 200 Artikel zum Thema Digitale Edition umfasst. Die behandelten Themenkomplexe reichen dabei über Digitale Editionswissenschaft im Allgemeinen, Annotation und Modellierung, Interfaces, Archivierung und Metadaten bis hin zu rechtlichen Aspekten.

Deutsch
Mikrogenese (Fokus: Literaturwissenschaft – Bsp. Musil)
Fanta, Walter; walter.fanta@aau.at / Boelderl, Artur R.; artur.boelderl@aau.at

Aspekte der Mikrogenese (vgl. Textgenese) manifestieren sich als Textrevisionen auf der einzelnen Seite – als Streichungen <del> und Einfügungen <add>. Die Hierarchieebenen der Streichungsprozeduren werden mit einem nummerierten Attributwert level angegeben, nach dem Muster <del status="level_n">; entsprechend sind auch die Einfügungen hierarchisiert. Für den Fall von Überlappungen ist die Zuhilfenahme der leeren Elemente <delSpan> bzw. <addSpan> vorgesehen. Werden Ersetzungen größerer gestrichener Textblöcke auf weiteren Seiten (Beiblättern) vorgenommen und beispielsweise mit Verweiszeichen kenntlich gemacht, die den ersetzenden Text dem gestrichenen zuordnen, wird das Element <metamark> verwendet, um sowohl die Prozedur selbst anzuzeigen als auch die Verknüpfung zu gewährleisten (Bsp. 1). Bei Umstellung wird das Element <seg> für die Markierung des Textbereiches verwendet und gegebenenfalls das Element <metamark> für die Verzeichnung von Umstellungssignalen (Bsp. 2). Auch die Annotation der Setzung von Alternativvarianten erfolgt mittels <seg> (Bsp. 3). Für nicht zum Entwurfstext gehörende Randbemerkungen (schreibtechnische Anmerkungen, Kommentare, Reflexionen) wird <note place="margin" resp="author"> verwendet.

Für die Annotation der Schreibmaterialverwendung kann nicht einfach das sonst in der TEI gebräuchliche Element <handShift> herangezogen werden, da das zu annotierende Phänomen nicht immer ein Wechsel der Schreiberhand ist, sondern ihr Hinzukommen in zeitlichem Abstand von der Entstehung der Grundschicht steht, deren Schreiberhand auf einer übergeordneten Ebene – im <teiHeader> unter <msDesc> <msPart> bei der Zuordnung der Manuskripttype – verzeichnet ist. Daher gelangt in den Elementen <del>, <add>, <note> und <seg>, welche die Korrekturschicht markieren, der Attributwert @hand zum Einsatz; bei <metamark> ist @hand nicht zulässig, da erfolgt das Markup mit @rend. Als Attributwert wird ein Kürzel für die jeweilige Schreiberhand zugeordnet, das im <teiHeader> im Bereich <profileDesc> <handNotes> aufgelöst wird (Bsp. 4). Für die möglichst exakte Beschreibung des Zeicheninstrumentariums von Revisionen findet das Attribut @rendition Verwendung, die Kürzel der Attributwerte sind im <teiHeader> im Bereich <encodingDesc> <tagsDecl> aufgelöst (Bsp. 5).

Zur kompakteren Gestaltung des Modells wäre eine Typisierung der Schreibakte denkbar, indem zugehörige Elemente und Attribute in einer hierarchischen Ordnung in Klassen zusammengefasst werden. Die Anregung dazu gibt ein Modell, das Clausen/Klug (2019, S. 144–149) anhand von mittelalterlichen Codices entwickelt haben. Auf das Beispiel Musil übertragen, ließe sich eine vierstufige Hierarchie definieren: Schreibakte / Elemente / Attribute / Attributwerte. Für die Annotationen auf jeder Ebene würde eine vereinfachte Form definiert werden. Aus den Kombinationen innerhalb einer Zeichenkette würden unterschiedliche Typen von Revisionsakten identifiziert werden können, wertvoll für die entsprechende Präsentation an der Benutzerschnittstelle (z. B. in Form eines Web-Interface bzw. im weiteren Sinne die (grafische) Präsentationsplattform, über die Nutzer*innen auf die Repräsentationsdaten zugreifen bzw. diese dargeboten bekommen) und für die maschinelle Nachnutzung zu Analysezwecken. Eine solche Kette wäre z. B.: TRA.NUM.MAR.INK für eine Umstellung, die Musil durch Nummerierung am Rand vornahm.

Bsp. 1:

<metamark function="reference" xml:id="T_0107025-1"/> … <metamark function="reference" corresp="#T_0107025-1"/>

Bsp. 2:

<seg rend="before" type="transposition" xml:id="T_xxxxxxx-n"> … </seg> … <seg rend="after" type="transposition" corresp="#T_xxxxxxx-n"> … </seg> <metamark function="reference" place="margin"> … </metamark>

Bsp. 3:

Wenn sich zu einer Phrase xxx im Haupttext am Rand die nicht als Korrektur realisierten alternativen Phrasen yyy und zzz finden, wird dies so kodiert:

<seg type="variant">xxx</seg> … <add place="variant"> <seg type="variant">yyy</seg> <seg type="variant">zzz</seg></add>

Bsp. 4:

<seg hand="#hn_1"/> im <body> mit <handNote medium="pencil" xml:id="hn_1">Bleistift</handNote> im <tei-Header>

Bsp. 5:

<seg type="hi" rendition="#r_7"/> als <rendition xml:id="r_7">geschweifte Klammer rechts</rendition>

Schreiberische Sorgfalt: Der Einsatz digitaler Verfahren für die textgenetische Analyse mittelalterlicher Handschriften Hans Clausen Helmut Klug Textgenese in der digitalen Edition Anke Bosse Walter Fanta Berlin, Boston 139–151 de Gruyter 2019 Beihefte zu editio 45
Dieser Beitrag wurden im Kontext des FWF-Projekts "MUSIL ONLINE – interdiskursiver Kommentar" (P 30028-G24) verfasst.
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Annotation (Literaturwissenschaft: grundsätzlich) Interdiskursivität (Fokus: Literaturwissenschaft - Bsp. Musil) Intertextualität (Fokus: Literaturwissenschaft) Intratextualität (Fokus: Literaturwissenschaft - Bsp. Musil) Textgenese Makrogenese (Fokus: Literaturwissenschaft - Bsp. Musil) Mesogenese (Fokus: Literaturwissenschaft - Bsp. Musil) Hybridedition
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