Im KONDE-Projekt, das aus Hochschulraumstrukturmitteln finanziert wird, beschäftigten sich sieben universitäre Partner und drei weitere Einrichtungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit theoretischen und praktischen Aspekten der Digitalen Edition. Ein Outcome des Projektes stellt das Weißbuch dar, welches über 200 Artikel zum Thema Digitale Edition umfasst. Die behandelten Themenkomplexe reichen dabei über Digitale Editionswissenschaft im Allgemeinen, Annotation und Modellierung, Interfaces, Archivierung und Metadaten bis hin zu rechtlichen Aspekten.
Unter dem Begriff ‘Digitale Musikedition’ können unterschiedliche Varianten von Editionen verstanden werden:
Johannes Kepper unterschied 2011 im Hinblick auf die bis dahin verfügbaren Editionen und Projekte zwischen “elektronischen Editionen”, die bereits bestehende Inhalte in das digitale Medium bringen und die technischen Möglichkeiten wie Suchfunktion, Verlinkung, Sortierung oder flexiblere Präsentationsmöglichkeiten nutzen (vgl. dazu auch Hybridedition), und “Digitalen Editionen”, die als born-digital verstanden werden können und auf Musikcodierung, Notentext- und Quellenabbildungen zurückgreifen. Diese Art von Digitalen Editionen ließ sich bisher vor allem im Bereich der älteren Musik sehr gut umsetzen, da der Zeichenvorrat zu dieser Zeit noch begrenzt war.
Die heute verbreiteten Codierungsysteme für Musikeditionen sind MusicXML und MEI (Music Encoding Initiative). MEI wird in Anlehnung an die TEI seit 1999 von Perry Roland entwickelt und legt den Fokus auf westeuropäische Kunstmusik; MusicXML wurde von Michael Good entworfen (2004) und dient ebenfalls der Codierung moderner westlicher Notenschrift.
Die Digitale Musikedition orientiert sich zwar an den digitalen Editionstechniken der Textwissenschaften, allerdings unterscheidet sich die Edition von Notentext doch in einem wesentlichen Aspekt: Das musikalische Zeichensystem ist teilweise durch starke Doppel- und Mehrdeutigkeiten geprägt und schon allein der Notentext nur eine schriftliche Repräsentation des Klangereignisses und defizitär.
Musikeditionen können grundsätzlich zwei Schwerpunkte haben: einerseits die wissenschaftliche Ausgabe, also beispielsweise Darstellung der Varianten, andererseits spielt aber auch der Praxisbezug eine große Rolle, z. B. die Möglichkeit der Ausgabe von nur einzelnen, ausgewählten Stimmen, MIDI-Wiedergabe, Transposition, Metronom oder Notengenerierung (z. B. als PDF). Digitale Musikeditionen, die diese Möglichkeiten ausschöpfen und auf codierten Quellen basieren, sind bisher nur zum Teil vorhanden.