KONDE - Kompetenznetzwerk Digitale Edition

Weißbuch

Editor-testing TEI Download PDF Download

Bleier, Roman; roman.bleier@uni-graz.at

Bei der Entwicklung von Webanwendungen sind Softwareentwicklerinnen und -entwickler und Nutzerinnen und Nutzer zentrale Beteiligte und das User-testing ein wichtiger Schritt in der Qualitätssicherung, um die Anwendung an die Bedürfnisse ihrer Nutzer anpassen zu können. Obwohl auch digitale Editionen Webanwendungen sind, läuft ihrer Entwicklung meist anders: User-testing spielt noch immer nicht die zentrale Rolle, die sie laut dem Interface Design Cycle spielen könnte und sollte. (Caria/Mathiak 2018) Der Einfluss der Editorinnen und Editoren, die nicht nur Entwicklerinnen und Entwickler von Inhalten sind, sondern das Editionsprojekt üblicherweise auch leiten und ein sehr stark persönliches Interesse an der erfolgreichen Umsetzung haben, ist zentral. Editorinnen und Editoren nehmen Einfluss auf die Entwicklung der Editionsdaten (z. B. das TEI-Datenmodell, Dokumentation, Entwicklung von Paratexten), sie sind aber oft auch zentral bei der Realisierung des User-Interfaces. Die Benutzerfreundlichkeit spielt eine wichtige Rolle, User-Interfaces von Digitalen Editionen übermitteln darüber hinaus aber auch eine Botschaft und den wissenschaftlichen Standpunkt der Editorinnen und Editoren. Dillen beschreibt das User-Interface etwa als neuen Paratext für Digitale Editionen, welcher die Aufgabe hat, Benutzerinnen und Benutzer zu den gesuchten Informationen zu führen. (Dillen 2018, S. 37–42) Die argumentative Rolle von User-Interfaces wurde von Andrews und van Zundert in einem Konferenzbeitrag an der Universität Graz diskutiert (Andrews und van Zundert 2018).

Mit Editor-testing ist die bei der Entwicklung von Digitalen Editionen bereits übliche Praxis gemeint, dass Editorinnen und Editoren als eine eigene User-Gruppe die Edition testen. In manchen Editionsprojekten ist das der einzige Test von User-Interface und Funktionalität; in anderen Projekten wird diese Art von Test als Bestandteil der Entwicklungsphase der Edition ausgeführt. Da Editorinnen und Editoren beständig an der Edition mitarbeiten und auch nach Veröffentlichung der Edition diese für die eigene Forschung nutzen, ist eine Einbindung dieser Gruppe in die Entwicklung und Testphase des User-Interfaces durchaus sinnvoll. Durch die eigene Einbindung ins Projekt, die Entwicklung der Edition und ihre Erfahrung mit den Editionsdaten sind Editorinnen und Editoren für die Testphase natürlich sehr wichtig. Ein Editor-testing sollte aber auf keinen Fall das User-testing mit projektexternen Benutzerinnen und Benutzern ersetzen, da die kontinuierliche Nähe zum Editionsprojekt die Editorinnen und Editoren, ebenso wie die Entwicklerinnen und Entwickler, für manche Nutzungsszenarien und Mängel in der Informationsdarbietung blind macht.

Literatur:

  • Andrews, Tara L; van Zundert, Joris J. 2018. What Are You Trying to Say? The Interface as an Integral Element of Argument. In: Digital Scholarly Editions as Interfaces 12. Hrsg. von Roman Bleier, Martina Bürgermeister, Helmut W. Klug, Frederike Neuber und Gerlinde Schneider, S. 3-33.
  • Caria, Federico; Mathiak, Brigitte. 2018. A Hybrid Focus Group for the Evaluation of Digital Scholarly Editions of Literary Authors. In: Digital Scholarly Editions as Interfaces 12. Hrsg. von Roman Bleier, Martina Bürgermeister, Helmut W. Klug, Frederike Neuber und Gerlinde Schneider. Norderstedt, S. 267–285.
  • Dillen, Wout. 2018. The Editor in the Interface: Guiding the User through Texts and Images. In: Digital Scholarly Editions as Interfaces 12. Hrsg. von Roman Bleier, Martina Bürgermeister, Helmut W. Klug, Frederike Neuber und Gerlinde Schneider. Norderstedt, S. 35–59.

Zitiervorschlag:

Bleier, Roman. 2021. Editor-testing. In: KONDE Weißbuch. Hrsg. v. Helmut W. Klug unter Mitarbeit von Selina Galka und Elisabeth Steiner im HRSM Projekt "Kompetenznetzwerk Digitale Edition". Aufgerufen am: . Handle: hdl.handle.net/11471/562.50.78. PID: o:konde.78