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Weißbuch

Mesogenese (Fokus: Literaturwissenschaft – Bsp. Musil) TEI Download PDF Download

Fanta, Walter; walter.fanta@aau.at / Boelderl, Artur R.; artur.boelderl@aau.at

Auf der einzelnen Entwurfsseite manifestieren sich Spuren referenzierter Manuskripte, die es zu identifizieren und als Referenznetz zu beschreiben gilt (vgl. Textgenese). Die seitenbezogenen Metadaten für das Zusammenspiel mehrerer Manuskripte im Schreibprozess sind in drei miteinander verknüpften Bereichen abgelegt:

  • im <teiHeader> unter <msPart>,
  • im <body> in der Umgebung des Elements <pb> sowie durch die Auszeichnung der Verweissiglen mit dem Element <ref> und
  • in einem zusätzlichen Dokument tgd.xml (i. e. textgenetisches Dossier) in einer Tabelle, welche die Stufen des Entwurfsprozesses darstellt.

Ad A: In <msPart> finden sich alle für die Identifizierung der Seiten und des Manuskripttyps relevanten Informationen in TEI-Kodierung. Am Beispiel des Musilschen Nachlasses illustriert: Für die Seiten sind drei Nomenklaturen vorhanden: die aktuelle ÖNB-Sigle, die herkömmliche sogenannte Kaiser/Wilkins-Sigle, nach dem Philologen-Ehepaar benannt, das in den 1950er- und 1960er-Jahren für die Erschließung verantwortlich war, und die Seitensigle des Autors (Bsp. 1: Mappe V/6, S. 14). Die Zuordnung der Seite zu einem Manuskripttyp schließlich befindet sich gemeinsam mit der Angabe der Schreiberhand der Grundschicht am Ende der Einträge unter <msPart> (Bsp. 2).

Ad B: Im Textkörper der Transkription wird auf diese Metadaten bei der Annotation des Anfangs der Entwurfsseite verwiesen (Bsp. 3). Im Element <pb> ist mit dem Attributwert von @corresp die ÖNB-Sigle und mit dem Attributwert von @facs der Identifikator der entsprechenden Bilddatei im Repositorium der ÖNB angegeben. Das Element <fw> dient zur Annotation der Seitensiglen, die typisierte Form als Attributwert, die transkribierte Form als Textknoten. Wo immer im Korpus ein Verweis auf die Sigle existiert, ist er mit dem Element <ref> ausgezeichnet (Bsp. 4).

Ad C: Das Dokument tgd.xml ist dafür eingerichtet, textgenetische Dossiers (TGD) zu den Schreibprojekten – im Falle Musils auf Werk- und Kapitelprojekt-Ebene – durch Verzeichnisse in Tabellenform zu repräsentieren. In den Tabellen laufen wie in einer Relaisstation sämtliche Verknüpfungslinien zwischen den textgenetisch relevanten Informationen zusammen. Die mesogenetische Ebene ist durch die einzelnen Tabellenzeilen vertreten, die Stufen innerhalb des Gesamtprozesses (Makrogenese) angeben. Die Zeilen/Stufen entsprechen der synchronen Ebene des Zusammenspiels von Entwürfen, Studienblättern, Schmierblättern. Die Zellen enthalten je nach Spalte Informationen und Verlinkungen zur Anzahl der Manuskriptseiten, zu Seitensiglen, Manuskripttyp, Datierung, Pagina und Identifikatoren der Faksimiles. Als Konnektor fungiert der die Stufe identifizierende Attributwert im <teiHeader> des Transkriptions-Dokuments (Bsp. 5: Kodierung der entsprechenden Tabellenzeile, in der die ID vergeben wird).

Bsp. 1:

<msPart xml:id="sn15093-05-06-014-40">
    <msIdentifier>
        <idno type="MO">sn15093-05-06-014-40</idno>
        <altIdentifier>
            <idno xml:id="k2_r48_6" type="page-sigla">(48. Nächsten)
            6</idno>
        </altIdentifier>
        <altIdentifier>
            <idno type="KWS">V/6/14</idno>
        </altIdentifier>
    </msIdentifier>
</msPart>

Beachtung verdient Z. 5: Der Textknoten gibt die von Musil am Seitenanfang verwendete Siglierung an, den in der Achtung-Attribut verzeichneten Attributwert in typisierter Form. Aufgelöst bedeutet die Sigle: Reinschrift des Kapitelentwurfs Nr. 48 in der Fortsetzung des Zweiten Buchs mit dem Titel Liebe deinen nächsten wie dich selbst, Seite 6. Damit hängt ein weiterer, im Element <msItem> gegebener Identifikator zusammen: <filiation type="step" corresp="#moe3_3ge_lie_3">Stufe 3</filiation> Diese Annotation besagt, dass es sich um die dritte Stufe der Entwurfsarbeit Musils an diesem Kapitel handelt. Mit dem Attribut @corresp wird auf die Tabelle im Dokument tgd.xml verwiesen, wo sich der Identifikator und alle nötigen Auflösungen und Erläuterungen des Attributwerts befinden.

Bsp. 2:

<physDesc>
    <objectDesc>
        <layoutDesc>
            <layout style="black_ink">
            <idno type="mst" n="draft_final" >
            Entwurfsreinschrift</idno> schwarze Tinte</layout>
        </layoutDesc>
    </objectDesc>
 </physDesc>

Bsp. 3:

<pb corresp="#sn15093-05-06-014-40" facs="+Z151824105/00000017.jpg"/>
<fw type="ps" n="#k2_r48_6">(<hi rend="underline">48</hi>
. .. Nächsten ..) <seg rend="right">6.</seg></fw>

Bsp. 4:

<ref target="#sn15093-05-06-017-40">
<idno type="ps" n="#k2_r48_9">48 9!</idno></ref>

Bsp. 5:

<row role="data" xml:id="moe3_3ge_lie_3"> 
<cell role="data"><idno type="step" n="3">3</idno>
</cell>

Dieser Beitrag wurden im Kontext des FWF-Projekts "MUSIL ONLINE – interdiskursiver Kommentar" (P 30028-G24) verfasst.

Zitiervorschlag:

Fanta, Walter; Boelderl, Artur R. 2021. Mesogenese (Fokus: Literaturwissenschaft – Bsp. Musil). In: KONDE Weißbuch. Hrsg. v. Helmut W. Klug unter Mitarbeit von Selina Galka und Elisabeth Steiner im HRSM Projekt "Kompetenznetzwerk Digitale Edition". Aufgerufen am: . Handle: hdl.handle.net/11471/562.50.24. PID: o:konde.24