KONDE - Kompetenznetzwerk Digitale Edition

Weißbuch

Normalisierung TEI Download PDF Download

Galka, Selina; selina.galka@uni-graz.at

Unter Normalisierung versteht man die Anpassung von historischen oder persönlichen Schreibweisen an eine (standardisierte) Norm. Je nach Zweck und Zielgruppe der Edition können mehr oder weniger tiefgreifende Normalisierungsmaßnahmen getroffen werden.

In der Editionsgeschichte haben sich unterschiedliche Ansätze herausgebildet: Während Karl Lachmann, Wegbereiter der wissenschaftlichen Textkritik und Editionswissenschaft, von einer übergeordneten, normierten Literatursprache ausging, an die der Text angepasst werden muss, gibt es daneben den diplomatischen Abdruck (diplomatische Edition), der versucht, den historischen Text ohne jegliche Normalisierung so genau wie möglich abzubilden.

Die Normalisierungsmaßnahmen können beispielsweise historische Klein- und Großschreibung, Interpunktion, Konsonantenverdoppelung oder Getrennt- und Zusammenschreibung betreffen. Normalisierungen können explizit gekennzeichnet oder stillschweigend vorgenommen werden; der Umgang mit Normalisierungen sollte jedoch genau in den Transkriptionsrichtlinien dokumentiert und erklärt werden.

Die Normalisierung bei Digitalen Editionen spielt sowohl bei der Modellierung, Auszeichnung und Anreicherung der Texte mit XML/TEI eine Rolle als auch bei der Webrepräsentation. Normalisierungen können mit dementsprechenden TEI-Elementen kodiert werden, beispielsweise mit <choice>:

<choice>
    <orig>parceque</orig>
    <reg>parce que</reg>
</choice>

Somit können auch die unterschiedlichen Varianten, wenn gewollt, in der Webrepräsentation der Digitalen Edition angezeigt werden.

Literatur:

  • Oellers, Norbert. 1982. Angleichung, Normalisierung, Restitution. Die Edition hybrida als Schicksal der deutschen Klassiker. In: Oellers, Norbert; Steinecke, Hartmut: Probleme neugermanistischer Edition. Zeitschrift für deutsche Philologie 101.
  • Bein, Thomas (Hrsg). 2015. Roundtable. Normalisierung und Modernisierung der historischen Graphie. Mit Beiträgen von: Thomas Bein (Aachen), Kurt Gärtner (Trier), Andrea Hofmeister-Winter (Graz), Ulrike Leuschner (Darmstadt), Wolfgang Lukas (Wuppertal), Hans-Gert Roloff (Berlin), Claudia Schumacher (Aachen), Winfried Woesler (Osnabrück, Koordinator). In: Vom Nutzen der Editionen. Zur Bedeutung moderner Editorik für die Erforschung von Literatur- und Kulturgeschichte. Berlin, Boston, S. 419–460.
  • Woesler, Winfried. 1986. Die Normalisierung historischer Orthographie als wissenschaftliche Aufgabe. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 105, Sonderheft, S. 69–83.

Zitiervorschlag:

Galka, Selina. 2021. Normalisierung. In: KONDE Weißbuch. Hrsg. v. Helmut W. Klug unter Mitarbeit von Selina Galka und Elisabeth Steiner im HRSM Projekt "Kompetenznetzwerk Digitale Edition". Aufgerufen am: . Handle: hdl.handle.net/11471/562.50.146. PID: o:konde.146