Im KONDE-Projekt, das aus Hochschulraumstrukturmitteln finanziert wird, beschäftigten sich sieben universitäre Partner und drei weitere Einrichtungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit theoretischen und praktischen Aspekten der Digitalen Edition. Ein Outcome des Projektes stellt das Weißbuch dar, welches über 200 Artikel zum Thema Digitale Edition umfasst. Die behandelten Themenkomplexe reichen dabei über Digitale Editionswissenschaft im Allgemeinen, Annotation und Modellierung, Interfaces, Archivierung und Metadaten bis hin zu rechtlichen Aspekten.
User Interfaces (Benutzerschnittstellen) werden heute in
iterativen Entwicklungszyklen gestaltet, da es auch für
Usability
-Experten unmöglich ist, eine Benutzerschnittstelle zu entwerfen, die von
Anfang an keine Usability-Probleme aufweist. Ein einfacher User
Interface-Designzyklus, bestehend aus den Schritten Planung,
Implementierung, Testen und Evaluierung, sollte in einer iterativen Weise
aufgebaut sein und ausgeführt werden. Gould und Lewis beschreiben bereits Mitte
der 1980er-Jahre die drei Grundprinzipien von iterativem Design
Die Nutzerinnen und Nutzer und ihre Interaktion mit dem System stehen klar im
Zentrum der iterativen Designstrategie (
User-centered Design
). Beim Testen des Systems (
User-testing
) und dem Sammeln von Userdaten spielen Prototypen eine wichtige Rolle. Beim
Prototyping
geht es darum, ein frühes Modell eines Systems oder Produkts zu entwickeln,
welches dann für Tests, User- und Kundenfeedback genutzt werden kann. Der
iterative Designzyklus mit Fokus auf den User ist auch der Kern der
weitverbreiteten agilen Softwareentwicklung (z. B. Scrum),
welche auch im User Interface-Design Anwendung findet.
Agile Entwicklung zeichnet sich zusätzlich durch kurze Entwicklungsiterationen (um
auf Veränderungen besser reagieren zu können), Minimierung von Bürokratie und
erhöhte Selbstorganisation des Entwicklungsteams aus.
Obwohl agile Entwicklung ein aktueller Standard im Software- und Webdesign ist,
ist diese Methode bei der Entwicklung von Digitalen Editionen noch nicht weit verbreitet.
Iterative Prozesse und eine detaillierte Userstudie und
User-testing
wie auch
Editor-testing
sind für die Interfaces von Digitalen Editionen aber natürlich auch von
zentraler Bedeutung. Gegenwärtig dominiert noch die Meinung der Editorin bzw. des
Editors (oder des editierenden Teams) das Design. Mit zunehmender Professionalität
werden jedoch auch in der Entwicklung von Digitalen Editionen iterative und agile
Designmethoden an Bedeutung gewinnen.