Im KONDE-Projekt, das aus Hochschulraumstrukturmitteln finanziert wird, beschäftigten sich sieben universitäre Partner und drei weitere Einrichtungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit theoretischen und praktischen Aspekten der Digitalen Edition. Ein Outcome des Projektes stellt das Weißbuch dar, welches über 200 Artikel zum Thema Digitale Edition umfasst. Die behandelten Themenkomplexe reichen dabei über Digitale Editionswissenschaft im Allgemeinen, Annotation und Modellierung, Interfaces, Archivierung und Metadaten bis hin zu rechtlichen Aspekten.
Anliegen der Paläotypie ist die Erforschung historischer Druckschriften. Primärer Forschungsgegenstand der buchwissenschaftlichen Hilfswissenschaft sind dabei Inkunabeln, d. h. Frühdrucke aus der Zeit von 1438, als Johannes Gutenberg seine frühesten Druckversuche unternahm, bis etwa 1500. Die Angabe zur Zeitspanne der Wiegendruckproduktion dient dabei lediglich zur Orientierung, denn die Inkunabelzeit auf einen klaren zeitlichen Rahmen festzulegen gestaltet sich schwierig, u. a. da die Entwicklung über Ländergrenzen hinweg einen unterschiedlichen Verlauf nahm.
Ziel der Paläotypie ist die Datierung und Identifikation unfirmierter Wiegendrucke, d. h. von Druckerzeugnissen ohne oder mit nur unzureichenden Angaben über Drucker, Druckort und Druckdatum. Die Zuordnung zu einer Offizine erfolgt mittels der Identifikation von Typen, da Drucker des 15. Jahrhunderts Typen entweder selbst herstellten oder Spezialisten in ihren Druckwerkstätten damit beauftragten, wodurch Stempel, Matrizen und Letternmaterial im Besitz einer bestimmten Druckerei blieben. Durch den Abgleich mit bereits identifizierten Schriftquellen können Schriften so chronologisch eingeordnet bzw. einer Offizine zugeordnet werden.
Anfang des 19. Jahrhundert leistete Ludwig Hain mit dem vierbändigen Repertorium bibliographicum
Anfang des 20. Jahrhunderts erweiterte Konrad Haebler die Proctor’sche Zeilenmessung mit einen zweiten exakten Faktor zur Identifizierung von Inkunabeln: der Form der Majuskel ‘M’, da diese nach Haeblers Auffassung in den gotischen Schriften der Frühdruckzeit die zahlreichsten Formvarianten aufweist. Analog zur ‘M-Form’ als Leitbuchstabe der gebrochenen Schriften, wurde für Antiquaschriften die ‘Qu’-Form als Identifizierungsmerkmal festgelegt. Typenrepertorium der Wiegendrucke, das zwischen 1905 und 1924 erschien, sind fast 4000 exemplarische Druckschriften verzeichnet.
Seit Ende der 1990er Jahre werden die Daten aus Haeblers Typenrepertorium im Zusammenhang mit der Erstellung des Gesamtkatalogs der Wiegendrucke am Inkunabelreferat der Staatsbibliothek zu Berlin in eine Datenbank übertragen. Das digitale Typenrepertorium der Wiegendrucke baut auf der Proctor-Haebler-Methode auf und verzeichnet mehr als 6000 Drucktypen.