Im KONDE-Projekt, das aus Hochschulraumstrukturmitteln finanziert wird, beschäftigten sich sieben universitäre Partner und drei weitere Einrichtungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit theoretischen und praktischen Aspekten der Digitalen Edition. Ein Outcome des Projektes stellt das Weißbuch dar, welches über 200 Artikel zum Thema Digitale Edition umfasst. Die behandelten Themenkomplexe reichen dabei über Digitale Editionswissenschaft im Allgemeinen, Annotation und Modellierung, Interfaces, Archivierung und Metadaten bis hin zu rechtlichen Aspekten.
Die RNAB ist ein Regelwerk zur Erschließung von Personen-, Familien- und Körperschaftsarchiven sowie Sammlungen, das im Jänner 2019 verabschiedet wurde. Es ersetzte die bis dahin gültigen Regeln zur Erschließung von Nachlässen und Autographen (RNA).
Im Jahr 2010 wurden für publizierte Werke die Regeln Resource Description and Access (RDA) verabschiedet und stellten damit einen internationalen bibliothekarischen Standard der Erschließung dar. Literaturarchive waren ab 2014 als erster Sondermaterialien-Bereich in der Organisationsstruktur des RDA-Standardisierungsausschusses vertreten. In etwa zur gleichen Zeit etablierten sich das Library Reference Model (LRM) und die Records in Context (RiC-CM) als moderne Metadatenmodelle. Die Entwicklung der RNAB orientierte sich an diesen bibliothekarischen Standards und ihren Methoden, aufbauend auf den Beschreibungsstandards für Archive, den ISAD(G).
Grundgedanke und Ziele: Im Zentrum der RNAB stehen Ressourcen, also Informationsobjekte, die bestimmt, geordnet und verzeichnet werden. Die erzeugten Datensätze sollen die Inhalte von Archiven zugänglich, recherchier- und referenzierbar machen. Im Unterschied zu früheren Regelwerken werden die Ressourcen nicht nur in ihren Merkmalen, sondern auch in ihren mehrdimensionalen Relationen beschrieben. Entscheidend ist hier der Einsatz von Normdaten und von kontrollierten Vokabularien zur standardisierten Beschreibung von Objekten. Die RNAB soll auch sicherstellen, dass bisher geleistete Erschließungen innerhalb der neuen Regeln gültig bleiben und hat eine weitgehende Interoperabilität mit anderen verwendeten Standards zum Ziel.
Aufbau: Die RNAB ist in drei Abschnitte eingeteilt. Der erste Abschnitt behandelt den Umgang mit archivalischen Beständen, ihre Ordnung und das Vokabular zur Beschreibung der Ressourcenarten sowie Standards der Verzeichnung und die Anbindung an Normen und Normdatensätze wie ISO-Normen und GND. Im zweiten Abschnitt sind 22 Regeln gelistet, die sich allen Verzeichnungskategorien widmen. Kernelemente liefern obligatorische Informationen nach RDA, Zusatzelemente enthalten weitere Informationen zur jeweiligen Ressource. Jeder Regel sind Beispiele angefügt. Der dritte Abschnitt enthält Listen kontrollierter Vokabulare, insbesondere Beziehungskennzeichnungen und ausführliche Glossare.